Vorankündigung:

Ökumenische Adventsandachten:

Mittwoch, 06.12. um 19:00 Uhr in der Kreuzkapelle „Die Gnade der späten Geburt“

Mittwoch, 13.12. um 19:00 Uhr im Wimpinasaal „Unvorhergesehen schwanger“
Im Anschluss an die ökumenische Andacht lädt der Frauenbund alle Interessierten zu einer kleinen Adventsfeier ein.

Mittwoch, 20.12. um 19:00 Uhr in der Kreuzkapelle „Zweifelhaftes Vertrauen“

 

Rückblick

Heitere Deftigkeit und viel Gefühl - 

Stefan Müller-Ruppert und Sohn Bastian mit ihrem Programm „Es ist ein Kommen und Gehen“ 

MRSylt klein

Selbst im trüben, von Schwermut geprägten November ist Platz für Hoffnung und Zuversicht. Diese vermittelten Stefan MüllerRuppert und Sohn Bastian mit ihrem Programm „Es ist ein Kommen und Gehen“ im ausverkauften Wimpinasaal. Vater und Sohn nahmen ihr Publikum auf eine „voll gemäßigt heiterer Deftigkeit“ geprägte Reise zu den Ausrufezeichen des menschlichen Daseins mit.

 „Ich sterb’nie–mich erwischt der Tod nie–ich lass’ mich doch nicht in eine Grube schaufeln“, rezitierte Stefan MüllerRuppert die ins Odenwälder Platt transferierten Worte des bayrischen Volksschauspielers Karl Obermayr und wies darauf hin, dass keiner schließlich die Stunde seines Abschieds kenne: So möge man sein Leben bedingungslos genießen, zumal auch im älter gewordenen Körper noch die Seele des einstmals jungen Menschen steckt. Aber wie verläuft das Leben dieses Menschen? Hört er Hungerschreien oder gute Musik? Bekommt er eine Nummer oder einen Spitznamen? Wird er geliebt oder dressiert? Umjubelt oder kaum beachtet? In „Sei willkommen, kleines Wesen“ ließ Stefan Müller-Ruppert den Zuhörern die Chance, diese Fragen individuell für sich zu beantworten und unterhielt sie dann gemeinsam mit Sohn BastiananderGitarremitdenLiedern„Kleiner Fratz“ von Herman van Veen, „Sind so kleine Hände...“ von Bettina Wegener und „Du bist ein Riese, Max“ von Reinhard Mey auf gefühlvolle Weise. Humorvoll mutete im Kontrast dazu der Dialog eines ungeborenen Zwillingspaars im Mutterleiban,das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie das Leben nach der Geburt sein wird. Jedenfalls muss es ein Solches zumindest geben – es kam bekanntlich noch keiner zurück in den Bauch der Mutter, nachdem er ihm entschlüpft war. Wer Stefan Müller-Rupperts Gastspiele aufmerksam verfolgt, dürfte auch die scharfsinnigen Beobachtungen des Badeners Harald Hurst kennen. Am Sonntag gab es daraus die „Bestandsaufnahme des Dreikäsehochs“, die andächtig vom Kommen bis zum Gehen eines menschlichen Lebewesens reichte: Von den Eltern geliebt und durch Pädagogen verbogen, macht der Dreikäsehoch Karriere. Er sitzt im Benz hinter dem Chauffeur und dirigiert sein „Dreikäsehochsimperium“, bis er erkrankt und es ohne Gepäck ins „Jedermannsland“ geht. Ähnlich nachdenklich zeigte sich ein Lied der schwäbischen Deutschrocker von Hartmut Englers „Pur“ über den „Mann am Fenster“. Als der Alte stirbt und junge Leute Möbel ins Haus tragen, merkt der bis dato sich für jung haltende Nachbar, nun selbst jener „Mann am Fenster“ zu sein, den er stets als Inbegriff eines ältlichen, schwachen Zeitgenossen wahrnahm. Dass der Prozess des Alterns weit vor Hartmut Engler bereits Literaten verschiedener Epochen beschäftigte, zeigte „der Müller-Ruppert“ mit seinen warmherzig und sonor rezitierten Texten nach Joseph von Eichendorff, Theodor Fontane und Erika Pluhar oder Heinrich Heine. Besonders die Ausführungen des 1797 geborenen Heine ließen aufhorchen und demonstrierten, wie „zeitlos“ das Thema im wahrsten Sinn des Wortes doch ist. Einen breiten Raum gewährte Stefan Müller-Ruppert der Wiener Definition des Tods,den man als etwas Vorbestimmtes annimmt, um sich „notgedrungen“ mit ihm anzufreunden. Nach dem „Hobellied“ ermunterte der Odenwälder Altmeister des gepflegten Wortschatzes seine Besucher dazu, für jeden Tag dankbar zu sein, ihn genussvoll auszukosten und nichts auf den viel zitierten „Sankt-Nimmerleins-Tag“ zu verschieben, den man möglicherweise gar nicht mehr erlebe. Außerdem solle man sich nicht zu wichtig nehmen: Die Erde dreht sich sowieso weiter. In diese Kerbe schlug zum Ende des Themenabends auch das in den lokalen Dialekt übersetzte Lied über den Umstand, dass man „nix midnemme derf“ – an der Himmelstür erlaubt der Pförtner weder den Kaviar noch die Mokkatasse, ebenso wenig den Jaguar und erst recht nicht den Würstchenstand in Miltenberg am Main. Auch diesen Programmpunkt bewältigte er mit der ihm typischen Leichtigkeit des Seins, dass der Abend von jener oft als beklemmend wahrgenommenen Dunkelheit und Tristesse des Novembers sinngemäß so weit entfernt war wie Buchen von Wien. Was wiederum das Publikum mit kräftigem Applaus würdigte. (Adrian Brosch)